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Wer braucht schon Wälder und warum stehen diese Bäume eigentlich den Autos im Weg?

Wie wichtig unsere Wälder im Kampf gegen die Klimakrise sind, ist mittlerweile den meisten Bürger*innen bekannt. Doch an einer Gruppe entscheidender Akteur*innen ist dieses Wissen offensichtlich vorbeigegangen: Den Politiker*innen des Deutschen Bundestages und der Länderregierungen.

Wälder sind für unser Leben auf diesem Planeten unersetzlich, sind es immer gewesen und werden es immer sein. Als Sauerstoffproduzenten schaffen sie eine Grundlage, die für uns Menschen zum Überleben unabdingbar ist. Aber nicht nur das: Wälder sind auch im Hinblick auf die Klimakrise und deren Bekämpfung von enormer Bedeutung. Zum einen speichern sie Kohlenstoff – und das in enormen Mengen: Obwohl sie nur ungefähr 30% der Landoberfläche einnehmen, speichern sie mehr als die Hälfte des Kohlenstoffes, der auf der Erde gebunden ist. Zum anderen herrscht innerhalb der dichten Kronendächer der Wälder eine niedrigere Durchschnittstemperatur, wovon auch umliegende Gebiete profitieren.

Nun klingt es vermutlich logisch, dass der Waldbestand unbedingt erhalten und wenn möglich erweitert werden muss, um so noch effektiver gegen den Klimawandel vorzugehen. Doch diese Logik scheint in bestimmten Menschengruppen nicht verstanden zu werden.

In Deutschland bedecken Wälder rund 32% der Fläche. Im Vergleich mit den anderen europäischen Staaten liegen wir also nur auf Platz 23. Schauen wir uns nun die einzelnen Bundesländer an, liegen Hessen und Rheinland-Pfalz mit jeweils 42,3% Waldfläche an der Spitze. Schleswig-Holstein stellt mit seinen 11% das einsame Schlusslicht unter den Flächenländern dar.

Die einfachste und sinnvollste Konsequenz aus diesen Zahlen wäre nun, den Waldbestand zu schützen und Aufforstung mit Buchenmischwäldern stärker zu fördern. Leider scheint das in Berlin und den Landesregierungen wenig Priorität zu haben. Frei nach dem Motto „Wer braucht schon Wälder, wir können schließlich Straßen bauen“, wurden und werden größere Waldflächen für den Ausbau des Straßennetzes gerodet.

Verkehrsprojekte, die bereits seit über 40 Jahren geplant sind, werden nicht etwa auf ihre aktuelle Notwendigkeit geprüft, sondern ohne jegliche Überlegungen durchgesetzt – zur Not mit Polizeischutz.

Was für einige nach überspitzten Geschichten klingen mag, passiert aktuell im hessischen Dannenröder Forst. Für den Ausbau der A49 soll das aktuell 85 Hektar große Waldstück um 27 Hektar dezimiert werden. Für drei Kilometer Autobahn. Offenbar ganz im Sinne der schwarz-grünen Landesregierung Hessens, die sich in ihrem Koalitionsvertrag für das Projekt ausspricht. Die Regierungsparteien versuchen zwar, der Bundesregierung als Auftraggeberin den schwarzen Peter zuzuschieben, doch auch als Partei auf Landesebene sollte man sich seiner Verantwortung gegenüber den Wähler*innen bewusst sein. Was noch absurder ist als die positive Reaktion der Regierungspartein, ist die Tatsache, dass die Planung des Projektes bereits seit mehreren Jahrzehnten in Gange und schon seit 2012 Teil des Planfeststellungsbescheides ist. Dass sich die Dringlichkeit von Lösungsansätzen in Bezug auf die Klimakrise in diesem Zeitraum deutlich verändert hat, scheint nicht von Interesse zu sein. Was einmal beschlossen wurde, wird auch gebaut, ungeachtet der aktuellen Situation und Entwicklungen.

Das bedrohte Waldstück ist mehr als 250 Jahre alt und trägt somit seit langer Zeit einen wichtigen Teil zur CO2-Kompensation bei. Doch nicht nur diese Funktion ist durch den Autobahnbau gefährdet. Unterhalb des Waldes befindet sich ein Grundwasserkörper, der als Wasserreservoir für das gesamte Rhein-Main-Gebiet gilt. Hier stellt sich nun die Frage, inwiefern es gerechtfertigt ist, über diesen eine Autobahn zu bauen. Laut der EU-Wasserrahmrichtlinie ist es das nicht. Das stellte auch das Bundesverwaltungsgericht fest und kam zu dem Schluss, dass ein solches Vorhaben, würde es heute beantragt werden, so nicht mehr verabschiedet werden würde. Blöd nur, dass der Bauantrag bereits vor einiger Zeit gestellt wurde. Umdenken ist hier natürlich keine Option.

Aufgrund dieser Entwicklungen protestieren seit nun knapp einem Jahr Aktivist*innen gegen die Teilrodung des Dannenröder Forstes. Ungeachtet der Proteste begannen am 01. Oktober diesen Jahres die ersten Fällarbeiten – unter Polizeischutz und Ausschluss von Pressevertreter*innen. Um den Zugang zum Wald zu erschweren, sperrte die Polizei Teile des Umlandes ab. Traurig, dass der Schutz der Fällarbeiten hier offenbar deutlich wichtiger ist und deutlich mehr behördliche Kräfte in Bewegung setzen kann, als der Wald selbst.

Ähnliche Projekte gibt es auch in anderen Teilen Deutschlands, zum Beispiel die geplante Südspange in Schleswig-Holstein. In Kiel soll die B404 zur A21 ausgebaut werden, wobei in Kauf genommen wird, dass der enorm wichtige Grüngürtel im Süden der Stadt massiv eingeschnitten wird. Diese Projekte zeigen deutlich auf, wie absurd die deutschen Politiker*innen auf Forderungen nach einem stärkeren Klimaschutz reagieren. Anstatt die Stimmen von Bürger*innen, die nach den Lockdown-bedingten Onlineprotesten nun auch auf der Straße wieder laut werden, zu beachten, hält die Politik an der Stärkung der Wirtschaft fest – zur Not eben auch auf Kosten des Klimaschutzes. In unserer aktuellen Situation, die deutlich von den wachsenden Bedrohungen durch den Klimawandel geprägt ist, neue Straßen bauen zu wollen ist in etwa so, wie Holz in ein brennendes Haus zu werfen und abzuwarten, ob es sich nicht von allein löscht.

Wenn die Gelder, die momentan für Straßenausbauprojekte eingeplant sind, zum Beispiel in die Förderung des Öffentlichen Personennahverkehrs fließen würden, könnte dessen Infrastruktur deutlich schneller ausgebaut werden, sodass der Individualverkehr stärker zurückgehen würde. Auch Transportfahrten könnten auf die Schiene verlegt werden, um den CO2-Ausstoß des Verkehrs zu senken. Auch wenn dieser natürlich nicht allein für die Nichteinhaltung der Klimaziele verantwortlich ist, könnte Deutschland so zumindest ein bisschen näher an die Ziele des Pariser Abkommens heranrücken.

Weiterführende Informationen zu den Protesten gegen die A49 und die A21:

Dannenröder Forst: https://www.stopp-a49-verkehrswende-jetzt.de/
Südspange Kiel: https://www.bielenbergkoppel.de/

Sorry Klimaschutz, Wirtschaft geht halt vor! Über die Klima- und Freihandelspolitik der EU

Bis 2030 will die Europäische Union ihre Klimaziele, die im Pariser Abkommen von 2015  festgeschrieben wurden, erreichen. Doch anstatt die europäische Wirtschaft im Sinne einer nachhaltigen und klimafreundlichen Entwicklung zu fördern und zu subventionieren, setzt die EU sich lieber für Freihandelsabkommen ein, die das genaue Gegenteil bewirken.

CETA und TTIP sind bereits lange im Gespräch und wurden von vielen EU-Bürger*innen scharf kritisiert. Aber anstatt sich die Bedenken von Bürger*innen und Vertreter*innen nationaler Parlamente zu Herzen zu nehmen, debattiert die EU nun über ein neues Freihandelsabkommen mit dem südamerikanischen Wirtschaftsraum, MERCOSUR.

Hinter MERCOSUR stehen die Staaten Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay. Mit dem neuen Abkommen sollen die internationalen wirtschaftlichen Verbindungen gestärkt werden. Das heißt, dass fast 90% der eigentlich anfallenden Zölle abgeschafft und die Im- bzw. Exportquoten deutlich erhöht werden sollen. Solch eine Verbesserung der wirtschaftlichen Beziehungen mag nun auf den ersten Blick nach einer positiven Entwicklung für alle Beteiligten klingen. Spätestens auf den zweiten Blick sollten aber jedem die sich häufenden kleinen und weniger kleinen Haken offenbaren.

Sowohl für die Mitglieder der Europäischen Union, als auch für die Mitglieder des „Mercado Cómun do Sul“ birgt das Freihandelsabkommen immense Gefahren für Wirtschaft, Klima und Umwelt. Um diese zu erkennen, muss man sich nur die größten Exportgüter der südamerikanischen Staaten vor Augen führen. Ganz oben mit dabei sind hier Agrarprodukte, vor allem Rindfleisch, Soja und Weizen. Wer in seinem bisherigen Leben mit offenen Augen durch die Welt gewandert ist wird nun feststellen: All diese Produkte sind auch aus europäischer, die meisten sogar regionaler Landwirtschaft erhältlich.

Der ein oder andere mag nun argumentieren, dass Sojaimport ja aber vor allem aufgrund der steigenden Zahl an Personen, die sich vegetarisch/vegan ernähren nötig sei. Doch das ist keinesfalls der Grund, warum Soja aus Südamerika nach Europa importiert wird. Denn nicht wir bekommen dieses Soja in Form von Tofu-Schnitzeln oder einer Milchalternative vorgesetzt, sondern die Rinder, Schweine und Hühner, die damit gemästet werden, bis sie irgendwann in der Fleischtheke des lokalen Supermarktes oder Discounters landen. Mit einer steigenden Importquote für Soja wird also die Tierhaltung innerhalb der Europäischen Union intensiviert, da durch die höhere Verfügbarkeit von Futtermitteln eine größere Anzahl an Tieren gleichzeitig gehalten werden kann. Das wiederum würde zu einem steigenden Methanausstoß und einem größeren Bedarf an Fläche für die Landwirtschaft führen.

Auch das importierte Fleisch wirkt sich auf den europäischen Markt aus. Die Waren aus Südamerika sind in der Regel günstiger als solche, die in der EU produziert werden. Dadurch könnten viele Konsument*innen dazu animiert werden, die MERCOSUR-Produkte zu kaufen. Dass damit eine Absatzminderung für die europäischen Landwirte hervorgehen würde, ist offensichtlich. Europäische Landwirte befürchten zu Recht, dem Wettbewerb mit den südamerikanischen Produzenten nicht gewachsen zu sein. Die Produktionsmaßstäbe der MERCOSUR-Staaten sind oft größer als die europäischen, zudem gibt es dort weniger Regulierungen in Bezug auf Pflanzenschutzmittel und Gentechnik. Dadurch erhöht sich der Ertrag der südamerikanischen Landwirte, aber unter massiver Beschädigung der Umwelt.

Von europäischer Seite aus sollen vor allem Autos nach Südamerika transportiert werden. Das hätte zur Folge, dass die Absatzzahlen der Autoindustrie wieder deutlich ansteigen würden. Inwiefern das mit der Reduzierung des Autoverkehrs- bzw. der Autoproduktion, die für die Einhaltung der Klimaziele von großer Relevanz ist, vereinbar ist, ist fraglich. Natürlich ist in der Abkommensvorlage ein Nachhaltigkeitskapitel vorhanden. Doch das ist eher der berüchtigte zahnlose Tiger als ein wirksamer Wächter über die Einhaltung der Nachhaltigkeitskriterien, denn bei einem Verstoß gegen Letztere sieht das Kapitel keinerlei Möglichkeiten für Sanktionen vor.

Für die Umwelt wäre dieses Szenario eine Katastrophe. Zwischen dem europäischen und dem südamerikanischen Festland liegen 10.000 Kilometer. Diese gilt es zu überbrücken – mit Schiffen oder Flugzeugen. Also den Topkandidaten, wenn es um den CO2 -Ausstoß geht. Bei einer Einigung über den MERCOSUR-Vertrag würde durch den verstärkten Warnverkehr also auch die CO2-Emmission deutlich ansteigen. Gut, dass die Europäische Union im Pariser Klimaabkommen angekündigt hat, den CO2-Ausstoß in Europa verringern zu wollen. Dafür ist ein steigender Warenaustausch zwischen zwei Kontinenten sicher der richtige Weg.

Jetzt aber mal im Ernst, nicht nur für die CO2-Bilanz der EU wäre das Freihandelsabkommen mit Südamerika katastrophal – auch die Natur in den MERCOSUR –Staaten würde noch stärker in Mitleidenschaft gezogen, als sie es ohnehin schon ist. Anfang des Jahres war die ganze Welt bestürzt über die massiven Brände im Amazonasgebiet, einem der größten CO2-Kompensatoren unserer Erde. Damals schien es so, als wäre endlich klar geworden, wie wichtig die Regenwälder für uns und den Kampf gegen die Klimakrise sind. Das scheint nun vergessen, zumindest in Brüssel. Wenn durch das Freihandelsabkommen die Nachfrage nach südamerikanischen Agrarprodukten steigt, wird auch die Produktion dort steigen. Doch wohin mit all den Rindern und Sojafeldern? Richtig, dorthin, wo jetzt ungünstigerweise ein Regenwald im Weg steht. Aber das ist natürlich kein Problem, den kann man schließlich abholzen.

Ein Wachstum der Landwirtschaft in Südamerika führt zwangsläufig dazu, dass Teile des Regenwaldes abgeholzt werden, gerade in den Ländern, in denen der Amazonas einen Großteil der Landfläche einnimmt. Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro ist bekannt dafür, sich für das wirtschaftliche Wachstum in seinem Land stark zu machen, auf Kosten des Amazonas und somit auch des Klimas. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2019 ist die Zahl an Rodungen und Angriffen auf Menschen, die versuchen ihre Lebensgrundlage zu schützen, immens angestiegen. Durch einen Freihandelsvertrag unterstützt die Europäische Union dieses Verhalten durch Toleranz und Förderung der Wirtschaft. Wie das mit dem Ziel, den Klimawandel nachhaltig zu bekämpfen, vereinbar ist, ist anscheinend nur als EU-Politiker*in zu erkennen. Schade, dass der Großteil unserer Gesellschaft nicht zu dieser Gruppe an Menschen gehört.

Wenn die Europäische Union nun das Abkommen mit den MERCOSUR-Staaten abschließt, wird erneut eine Entscheidung für das Wachstum der Wirtschaft und zugunsten der großen Konzerne und gegen die selbst gesetzten Klimaziele getroffen.

Autowahnsinn in Kiel

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Der BUND Garten ist ein malerisches Stück Stadtnatur zwischen Theodor-Heuss-Ring und den Bahnschienen. Einige Mitglieder*innen von BUND und BUNDjugend pflegen und bewirtschaften Teile des Gartens, der Rest wird der Natur überlassen und verwildert langsam. Zwei Bienenvölker, Insektenhotels und ein paar Hühner runden das Naturerlebnis ab. Der Garten liegt in Gaarden-Süd neben der Zugstrecke nach Hamburg und ist von ebenso wertvoller Natur umgeben, wie der Garten selbst.

Doch die Idylle ist bedroht: Der Ausbau von Bundesstraßen und der Neubau einer Autobahn soll über dieses Gebiet erfolgen. Schnell, nachdem die Pläne bekannt wurden, gründete sich ein Bündnis: „Vorfahrt für den Kieler Klimagürtel“. Das Bündnis, bestehend aus Umwelt- und Naturschutzverbänden, wie dem BUND und dem NABU, sowie Aktionsbündnissen, wie „Fridays for Future“ fordert:

  • Vollständiger Erhalt des Grüngürtels!
  • Kein Autobahnbau über Kiel-Wellsee hinaus!
  • Kein Autobahnkreuz am Vieburger Gehölz!
  • Kein Straßenbau auf dem Eidertal-Wanderweg!
  • Keine Südspange!

Doch was macht eine Grünfläche zum Klimagürtel für eine Stadt? Die Positionen und Recherchen des Bündnisses machen das deutlich:

  • „In Zeiten des Klimawandels und steigender Temperaturen ist der Kieler Grüngürtel wichtiger denn je als „Klimagürtel“, der für saubere Luft und im Sommer für erträgliche Temperaturen sorgt.“
  • „Wer Straßen sät, erntet Verkehr: Sowohl die Autobahn, als auch die Südspange sind keine Lösung für Kieler Verkehrsprobleme – Im Gegenteil. Laut Gutachten würde es noch mehr Autoverkehr, dicke Luft und Lärm in Kiel geben“

Mit der Durchsetzung dieses Bauvorhabens würde sich die Stadt Kiel beim Erreichen ihrer Klimaziele zum wiederholten Male ins Abseits stellen. Wieder ein Beispiel der unglaublichen Doppelmoral der Landeshauptstadt. Die Stadt stellt sich als Vorreiterin im Klimaschutz dar und hat im Jahr 2019 sogar den Klimanotstand ausgerufen, dennoch werden Bauvorhaben, wie der Ausbau des Ostseeterminals, geplant und realisiert. Für die Verkehrswende wird im Vergleich dazu wenig Geld ausgegeben. Wir brauchen keine neuen Autobahnen und Bundesstraßen in unmittelbarer Innenstadt-Nähe! Stattdessen muss in den Nah-, Fern- sowie Güterverkehr investiert werden und Autofahren sollte in der Stadt gegenüber dem Fahrrad unattraktiv werden.

Doch nicht nur klima- und umwelttechnisch wäre das Bauvorhaben ein Desaster. Auch die „Alte Meierei“ sieht sich mit den Bauvorhaben in ihrer Existenz bedroht. Die Meierei ist etablierte Kieler Kultur. Ein Ort, an dem Musikveranstaltungen stattfinden und Subkulturen zusammen kommen. Das kommunale Bauvorhaben keine Rücksicht auf solche Hausprojekte nehmen, ist bereits aus anderen Städten bekannt und leider auch, dass Ausgleich und Alternativen zu wünschen übrig lassen.

Das Bündnis, das sich für den Erhalt des Kieler-Klimagürtels einsetzt und in dem auch der BUND organisiert ist, wird auch zukünftig diesem Bauvorhaben entschieden widersprechen sowie die Bürger*innen über die Notwendigkeit des Klimagürtels aufklären. Falls es zu einer Realisierung der Pläne kommen sollte, werden sich Bürger*innen aus Kiel auflehnen und kraftvollen Protest für das Klima und den Stopp der Bauvorhaben des Autobahnkreuzes Karlsburg/Südspange auf die Straße tragen. Jede Kommune trägt Verantwortung bei der Mobilitätswende. Die Stadt Kiel nimmt diese Aufgabe trotzdem nicht ernst genug.

Ein besetzter Acker in Hessen zeigt, dass es möglich ist, effektiv und langfristig gegen sinnlose und klimaschädliche Bauvorhaben zu demonstrieren.
http://greifswa.sabic.uberspace.de/grav-admin/de

Gedanken zu Corona in Kiel und der Welt

Wir lernen mit dem Virus

Nehmen wir an, aufgrund der aktuellen Lage würden dieses Jahr keine Kreuzfahrtschiffe in Kiel festmachen. Was würde das bedeuten, für die Förde, die Menschen in der Stadt Kiel und das Klima in Schleswig-Holstein?

Fakt ist, dass sich unsere Gesellschaft gerade fragt, was die letzten Jahre schiefgelaufen ist. Wenn wir jetzt auf einmal sehen, dass es auf der ganzen Welt möglich ist, Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Dass sich Ökosysteme, wenn wir Eingriffe in die Natur, die für uns so gewöhnlich wirken, dass wir sie gar nicht mehr mitbekommen, einstellen, auch in kurzer Zeit erholen können. Merken wir erst jetzt, nach Vorsorgemaßnahmen gegen das Corona-Virus, wie viel Raum die Menschheit der Natur abtrotzt!?

Die Doppelmoral der Klimaschutzstadt

Das gilt genauso hier in Kiel. Kiel ist nicht nur eine autofreundliche Stadt, hier legen im Sommer zudem täglich mehrere Kreuzfahrtschiffe an. Die Kreuzfahrt ist die wohl klimaschädlichste Art des Tourismus – das ist sicherlich vielen bekannt. Dass Kiel ein Feinstaubproblem hat, neue Kreuzfahrtterminals baut und sich trotzdem als Klimaschutzstadt bezeichnet, vielleicht nicht. Meiner Meinung nach total wiedersprüchlich.Kiel stellt zwar am Ostseekai Landstromanlagen bereit, doch zu wenige Schiffe sind mit der entsprechenden Technik ausgerüstet, um diese Anlagen auch nutzen zu können. Das heißt, die Motoren laufen die ganze Zeit während das Schiff im Hafen liegt.

Die aktuelle Lage lässt vermuten, dass dieses Jahr in Kiel die Kreuzfahrtsaison aufgrund des Virus ausfällt. Auf den Schiffen leben viele Menschen auf engstem Raum, so sind noch lange Einschränkungen für die Branche zu erwarten. Ist das der Fall würde die Stadt Kiel in den Sommermonaten einen deutlichen Rückgang der Feinstaubbelastung vermerken. Hat dieses Jahr folgen negative Folgen für die Branche, würde die Stadt überdenken neue Hotels für die ausbleibenden Zehntausenden Kreuzfahrer*innen zu bauen. Vielleicht richtet die Stadt den Blick nach innen und sieht die akute Wohnungsnot, die vielen Obdachlosen, den schlechten ÖPNV, die Berge voller Zumutungen und handelt mehr für ihre Bürgerinnen und nicht für Image und Touristen.

Durst nach Veränderung

Dass Corona an manchen Stellen einen positiven Einfluss auf das Klima hat, ist aber kein Grund zum Feiern. Sich über eine Pandemie, an der Zehntausende sterben, zu freuen, ist für mich unvorstellbar und absolut falsch. Was mich in diesen Tagen aber besonders beschäftigt, ist die Arbeit der Politik. Kaum zu glauben, die Corona-Krise mobilisiert die Politik zu zeigen, dass sie doch handlungsfähig ist. Das hat die Klimakrise nicht geschafft. Auch wenn wir erwarten können, dass die Verfehlung der Klimaziele die Menschheit, den Planeten und all seine Ökosysteme viel mehr an den Rand der Existenz drängen wird. In einem Maß, das wir vorher noch nicht erfahren haben. Wir müssen jetzt handeln! Klar liegt viel Verantwortung bei der Politik. Doch was haben wir davon, wenn, wie in den letzten Jahren, nichts passiert?

Wir können die Politiker*innen, Wirtschaftslobbyist*innen und andere Entscheidungsträger*innen anprangern und verurteilen, dass sie nichts getan haben. Das wird aber nichts an den Umständen, die uns umgeben, ändern. Es ist Zeit, selber Verantwortung für diese Gesellschaft zu übernehmen. An dieser Stelle müssen wir aufhören zu sagen: „Aber ich als einzelner Mensch kann doch nichts verändern.“ – Stimmt! Doch wer sagt, dass irgendjemand allein steht? Wir arbeiten doch an den gleichen Problemen und jeglicher Fortschritt beruht doch auf der Zusammenarbeit und Kooperation von vielen Individuen. Im Kapitalismus kämpft jede*r für sich allein und wir zermürben an Konkurrenz und Ausbeutung. Lasst uns anfangen, uns selbst als Teil eines großen Prozesses zu sehen. Ab diesem Punkt sind wir nicht mehr auf uns allein gestellt, wir können gemeinsam demonstrieren, bewegen und unsere gesellschaftliche und ökologische Verantwortung wahrnehmen. Jeder für sich, doch auch alle zusammen. Corona zeigt, dass wir es können, in vielen Städten ist die Hilfsbereitschaft für Menschen in akuter Not, wie zum Beispiel Obdachlosen, sehr gestiegen. Uns fällt auf wie wichtig die Kassierer*innen, Krankenpfleger*innen, usw. sind und wir sehen die Natur und Umwelt mit anderen Augen. Wir sehen was möglich ist und was noch getan werden muss.

 

Für mich sind Utopien nicht da, um nur in den Köpfen der Menschen, zu existieren, sie müssen gemeinsam erkämpft werden!

Veränderung muss her – Wir haben es satt!

Wir haben die aktuelle Agrarpolitik satt! Wir haben Massentierhaltung satt! Wir haben das Artensterben satt!

Dafür sind wir am 18. Januar mit 27000 Menschen und 170 Traktoren in Berlin auf die Straße gegangen. Unsere Forderungen an die Bundesregierung: artgerechte Tierhaltung, weniger Fleischkonsum, Klimaschutz, Pestizidausstieg und gutes Essen zu fairen Preisen. Verkleidet als Bienen, Maiskolben, Hühner und Kühe sind wir mit diversen selbstgebastelten, bunten Schildern durch die Straßen gezogen und haben lautstark auf die nötige Agrarreform aufmerksam gemacht.

Um eine zukunftsfähige, faire und vor allem nachhaltige Landwirtschaft gewährleisten zu können, muss sich vieles grundlegend ändern.

„Verlust der Artenvielfalt in Deutschland: Der Pestizideinsatz muss verboten werden.“ Die Dringlichkeit dieser Forderung geht beispielsweise aus dem „Bericht zur Lage der Biodiversität“ hervor, den der UN-Biodiversitätsrat am 6. Mai 2019 veröffentlichte und wurde auch von den Aktivist*innen auf der Demo gefordert. Dort heißt es, „dass eine Ertragssteigerung auf einer zuvor „mittelintensiv“ genutzten Fläche um 85% fast ein Viertel der zuvor heimischen Arten verschwinden lässt.“ „Aus den Berichten von wissenschaftlichen Einzelveröffentlichungen […] gehe hervor, dass die Intensivierung der Produktion auf landwirtschaftlichen Flächen tatsächlich spürbare Verluste der Artenvielfalt nach sich ziehe.“ So top agrar-online über die Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft auf das Artensterben.[1] Doch das ist noch nicht alles. Auch die exzessive Güllenutzung stellt eine Bedrohung für die Artenvielfalt und den Menschen dar. Verantwortlich dafür ist zum größten Teil die Agrarindustrie, die in der Massentierhaltung so viel Gülle produziert, dass z.B. Nitrat, welches bei Gülledüngung entsteht von Pflanzen nicht mehr aufgenommen werden kann und so in unser Grundwasser und in jegliche Ökosysteme gelangt. Heutzutage werden zwei Drittel des Trinkwassers in Deutschland dem Grundwasser entnommen. Weniger als ein Drittel unseres Wassers ist nicht mit Nitrat belastet.

Deutsche Landwirtschaft und globale Probleme.

Unsere Art des Landwirtschaftens verursacht jedoch auch außerhalb Deutschlands drastische Probleme. Um ausreichend Futtermittel für die etwa 745 Millionen Tiere, die pro Jahr allein in Deutschland in Massentierhaltung leben und sterben, bereitstellen zu können, werden riesige Flächen des Regenwaldes abgeholzt. Der Regenwald reguliert maßgeblich unser globales Klima und ist zeitgleich Lebensraum für Millionen von Tieren und Pflanzen.

Nun ist die Demo einen Monat her und es ist an der Zeit, dass sich alle immer wieder erinnern ihr Konsumverhalten zu überdenken, auf die Straße zu gehen und für Klimagerechtigkeit zu kämpfen. Sei es öfter Fleischfreie Alternativen zu wählen, ökologische statt konventionelle Landwirtschaft zu unterstützen oder den Protest gegen den Umgang mit unserem Planeten in die Öffentlichkeit zu tragen. Auf der Website des „Wir Haben Es Satt“ Bündnis findet ihr Infos zu Aktionen für klimagerechte Landwirtschaft.

Gastbeitrag von Marisol.

 

[1] https://www.topagrar.com/management-und-politik/news/welchen-anteil-traegt-die-landwirtschaft-am-artensterben-11531586.html

Deutsche klimavergehen rund um die Welt

Nichts hören, nichts sehen…

Waldbrände seit über vier Monaten, eine verbrannte Fläche in der Größe von Bayern und Baden-Württemberg. Australien ist zwar an Naturgewalten gewöhnt, jedoch lässt sich die schwere der Ereignisse in den letzten Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Klimawandel zurückführen. Trotzdem behauptet der australische Premier: „Wir werden uns nicht auf unbesonnene Ziele einlassen und traditionelle Industrien aufgeben, wodurch australische Arbeitsplätze gefährdet würden, obwohl sie keinen bedeutsamen Einfluss auf das globale Klima haben“ (Scott Morrison Premierminister von Australien im Daily Telegraph). Die Regierung des Landes will nicht viel wissen von den Folgen des Klimawandels. Mit den großen Bränden im Südosten erfolgt zumindest teilweises Umdenken in der Bevölkerung.

Trotzdem hält das Land an fossilen Energieträgern fest. Schlimmer: Die Indische Adani Group plant die bereits erschlossene Steinkohle Steinkohlemine „Carmichel“ auszubauen – Wachstum in einem Wirtschaftssektor, der unsere Lebensgrundlagen irreversibel vernichtet. Die Mine wird zu den größten der Welt zählen und Klimavorhaben, wie das Übereinkommen von Paris, mit dem 1,5-GradZiel vernichtend treffen.

Siemens for Profits – Fridays for Future

Beteiligt an dem Mega-Projekt, ist der deutsche Technologiekonzern Siemens. 18 Millionen Euro fließen, damit Siemens die Signalanlagen der Gleise bereitstellt. Ein internationaler Auftrag, mit Hauptgeschäftspater in Indien. Die Entscheidung, Teil dieses Megaprojektes zu sein, brachte Siemens scharfe Kritik ein. Fridays for Future (FFF) mobilisierte am Freitag, den 10. Januar in vielen deutschen Städten, unter anderem auch in Kiel (ca. 200 Teilnehmer*innen), zu Demonstrationen gegen Siemens und die verfehlte Klimapolitik des Konzerns. Siemens erklärte bis 2030 klimaneutral sein zu wollen. Jedoch wirft FFF Siemens perfides Greenwashing vor und liegt mit der Behauptung, dass die großen Konzerne keinerlei Interesse am Klimaschutz haben, goldrichtig.

Dabei sah es zu Beginn des Konfliktes zwischen Klimaaktivist*innen und Siemens noch so aus, als überlege man, den Auftrag zurückzunehmen. Siemens hätte zwar Vertragsbruch begangen und seine internationale Reputation aufs Spiel gesetzt, wäre jedoch eigenen Klimazielen nachgekommen. Die Rücknahme des Auftrages hätte den Bau der Kohlemine in Australien zumindest verzögert. Um die Sache noch grotesker zu gestalten, bot Siemens Chef Joe Kaeser der FFF-Aktivistin Luisa Neubauer einen Posten im Aufsichtsrat von Siemens Energy an. Mit dem Wissen, unter diesen Umständen nicht mehr frei Kritik äußern zu können, lehnte sie das ab. Am 12. Januar entschied Kaeser dann an den Verträgen festzuhalten.

FFF kündigte an, die Proteste fortlaufen zu lassen und verurteilte die Entscheidung von Kaeser, das Projekt weiter zu unterstützen, zutiefst. Wie bereits erwähnt, zeigen diese Ereignisse, dass große Firmen, wie schon immer, gewinnorientiert arbeiten und dabei der Blick auf Zukunft und Nachhaltigkeit wegfällt. Wo Profit lockt, wird Raubbau am Planeten billigend in Kauf genommen. Nachhaltig Handeln heißt Kohle und andere fossile Energieträger zu ersetzen: Unverzüglich und radikal! Konzerne, die sich nicht klimagerecht verhalten, müssen durch gesetzliche Bestimmungen gezwungen oder in fatalen Fällen enteignet werden. Uns fehlt die Zeit für Kompromisse.

Aufruf zur Demonstration von Fridays for Future Kiel via Facebook. https://www.facebook.com/fridaysforfuture.kiel
Weiterlesen:
1.Beitrag zur Doppelmoral von Siemens: https://www.neues-deutschland.de/artikel/1130477.siemens-klimaschaedliche-doppelmoral.html
2.Beitrag zu Protesten gegen die Entscheidung von Siemens: https://taz.de/Umstrittenes-Kohlefoerderprojekt/!5655402&s=Adani/

Die ökologische Gesellschaft aufbauen

Die Klimakrise hält uns alle in Atem, weltweit gehen Menschen auf die Straßen und fordern Klimagerechte Politik. Bewegt hat sich bisher nichts nennenswertes. In Rojava nehmen Menschen Klimagerechtigkeit selbst in die Hand.

Die Demokratische Föderation Nordsyrien auch unter dem Namen Rojava bekannt, wurde am 17.03.2016 ausgerufen. In Rojava sollen Kurden, Araber und andere Bevölkerungsgruppen gleichberechtigt, auf demokratischer Grundlage gemäß ihrer Kultur leben können. 

Gemeinsam bauen sie, aus den Trümmern der im jahrelangen Krieg zerstörten Städte, ihre neue demokratische, emanzipierte und ökologische Gesellschaft wieder auf. Die kurdischen Autonomiebestrebungen wurden weder von den USA, der EU, Russland oder dem Assad-Regime unterstützt. Die Türkei hingegen erkennt Rojava nicht nur nicht an, sondern geht auch mit militärischen und wirtschaftlichen Interventionen immer wieder gegen die Revolution vor. Doch Rojava lebt von dem Willen der Bürger*innen ihre Visionen zu verwirklichen.

Doch auch mehrere Jahre nach der Revolution ist die Versorgungslage in Rojava schwierig und die Gesellschaft im Aufbau. Viele Bürger*innen arbeiten unermüdlich für die Revolution, doch um Fortschritte im Umwelt- und Klimaschutz zu erreichen, wird es noch dauern. In Nordsyrien wird versucht ein demokratisches System, der demokratische Konföderalismus, zu etablieren. Es wird nicht nur auf das zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kulturen Rücksicht genommen, sondern auch explizit auf das Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur. Die ökologischen Aspekte in der Revolution von Rojava werden vor allem durch die ambitionierte Arbeit der Internationalistischen Kommune getragen, die es sich zum Ziel gemacht hat eine Internationalistische Akademie aufzubauen. Das Projekt soll helfen Reproduktionsarbeit in Rojava zu professionalisieren und die Bevölkerung in der Funktion einer ökologisch-nachhaltigen Gesellschaft zu bilden, sowie Strukturen zum Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Aktivist*innen, Expert*innen, Wissenschaftler*innen und den demokratischen Komitees in Rojava zu bilden. „Make Rojava Green Again“ soll als langfristige Kampagne in der Internationalistischen Kommune von Rojava dienen und in Zusammenarbeit mit dem Komitee für Naturschutz des Karton Cizire (Region in Nordostsyrien) einen Beitrag zur ökologischen Revolution leisten.

Verwirklichung der Konzepte eines ökologischen Lebens und Arbeitens in der Internationalistischen Akademie:

  • Aufbau einer Baumschule als Teil der Akademie

  • Im Frühjahr 2018 wurden 2.000 Bäume auf dem Gelände der Akademie sowie 50.000 Sprösslinge in der Baumschule gepflanzt

  • Praktische und finanzielle Unterstützung des Komitees für Naturschutz im Rahmen der Wiederaufforstung des Naturschutzgebietes „Hayaka“ im Kanton Cizire

  • In den nächsten fünf Jahren wird geplant, mehr als 50.000 Bäume entlang der Ufer des „Sefan Sees“ zu pflanzen

Die Kollektive Arbeit in der Baumschule und im Naturschutzgebiet wird sowohl praktischer Teil der Ausbildung an der Internationalistischen Akademie sein als auch konkrete Solidaritätsarbeit für die Gemeinden, Institutionen und Strukturen in der Bevölkerung sein.“ (Internationalistische Kommune Rojava – Präsentation der Kampagne in Kooperation mit den Strukturen der Demokratischen Selbstverwaltung Nordsyriens)

Unter dem Baath-Regime war es nicht erlaubt in den Gebieten Nordsyriens Gärten anzulegen. ©https://makerojavagreenagain.org/category/gallery/
Setzlinge in der Baumschule der Internationalistischen-Akademie in Rojava. ©https://makerojavagreenagain.org/category/gallery/page/2/

Die Menschen in Rojava sind auf dem Weg ihre Demokratie ökologisch und nachhaltig zu gestalten. Sie versuchen den Menschen umweltbewusstes Handeln beizubringen und sie in die Prozesse des Aufbau einer ökologischen Gesellschaft zu integrieren. Da die Demokratische Föderation relativ isoliert steht, ist sie auf Hilfe und Solidarität von außen angewiesen. Informiert euch und andere, spendet, vermittelt Kontakte, helft selbst und zeigt egal wo und wann, dass die Menschen in Rojava nicht alleine sind.

Ob Lausitz oder Rojava, Klimaschutz heißt Antifa! Transparent bei Ende Gelände Aktion 2019 im Lausitzer Braunkohlerevier. ©https://makerojavagreenagain.org/category/gallery/

Jüngst sehen sich Kurd*innen, Araber und Assyrer in Rojava wieder ihrer Lebensgrundlage bedroht. Faschistische Aggressionen der türkischen AKP unter Erdogan führten zu einem erneuten Angriff auf die Gebiete Rojavas. Eine kurdische Selbstverwaltung scheint für das autoritäre Regime der AKP, welches die Kurden in ihrem Land unterdrückt oder schweren Repressionen aussetzt, nicht ertragbar zu sein. Die Militäroffensive begann am 09. Oktober mit dem Ziel auf befreiten Gebieten einen Sicherheitsstreifen zu erkämpfen. Auf Zivilisten in diesem Grenzstreifen wird nahezu keine Rücksicht genommen und es sind bereits viele zivile Opfer zu beklagen.

Zum Weiterlesen: 
1. https://taz.de/Linke-Demos-in-Berlin/!5635115&s=rojava/
Beitrag über internationale Solidarität für Rojava.2. https://taz.de/Bundestags-Experten-zum-Tuerkei-Angriff/!5634586&s=Nordsyrien/
Beitrag zum Türkischen Einmarsch.
3. https://internationalistcommune.com/
Website der Internationalistischen Kommune Rojava.
4. https://www.sueddeutsche.de/politik/tuerkei-deutschland-waffenexporte-2019-1.4644309
Beitag zu Waffenexporten aus Deutschland an die Türkei.

Primark eröffnet in Kiel nicht unwidersprochen

Seit dem 6.11.2019 gibt es in Kiel eine Primark-Filiale. Die Eröffnung und die folgenden Tage werden untermalt sein mit Protest gegen die Modekette. Verschiedene kleine Aktionsgruppen, Extinction Rebellion und die BUND-Jugend haben bereits Aktionen in der Kieler Innenstadt geplant oder durchgeführt.

Im April 2013 stürzte in Bangladesh ein neungeschössiges Fabrikgebäude ein und begrub über tausend Arbeiter*innen unter sich. Primark gehörte zu den Konzernen die in der Fabrik Rana Plaza produzieren ließen. Primark produziert unter menschen-unwürdigen Verhältnissen, die Kleidung hat eine fatale Ökobilanz und dann betreibt die Kette auch noch ein absolut perverses Greenwashing. Des Weiteren verfolgt Primark eine sogenannte fast-fashion Strategie. Das heißt: Kleidung wird quantitativ hergestellt, um sie eine Saison zu tragen und danach wegzuschmeißen. Mehr als genug Gründe, um Protest zu äußern. Doch sollte nicht vergessen werden, dass fast alle Textilkonzerne gleich oder ähnlich wie Primark produzieren, um dann ihre Produkte auch noch viel teurer zu verkaufen. Dass der Kauf von solchen Textilien kapitalistische Verwertungslogiken bestätigt und nicht gerade zu besseren Umständen führt, ist klar. Was in der Kritik oft ausgespart wird: Es gibt viele Menschen die sich keine qualitative und teure Kleidung leisten können. Denn Menschen leiden nicht nur Tausende Kilometer entfernt unter Ausbeutung und systematisch kapitalistischen Druck -auch hier in Europa. Beispielsweise schlecht bezahlte Lohnarbeit oder ALG II zwingen Menschen, billige Produkte zu kaufen.

Der Protest ist also meiner Meinung nach vollkommen legitim. Jedoch sollte er gegen alle Textilkonzerne, die Menschenrecht und Umwelt/Klima ihren Profiten, geführt werden. Gleichzeitig müssen wir gemeinsam Alternativen schaffen und nutzen. Kleine nachhaltige und faire Unternehmen supporten und einfach second-hand kaufen.

Termine

Silent Line #noPrimark der BUND-Jugend

Datum: 8.11.2019, 15 bis 17 Uhr / 16.11.2019, 12 bis 14 Uhr

Ort: Innenstadt, Kiel
Adresse: Holstenstraße 37, 24103 Kiel