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Klimakämpfe – die neue Zielscheibe der Rechtsradikalen

„ALLE ZUSAMMEN GEGEN DEN FASCHISMUS“ riefen die Fridays for Future (FFF) Aktivist*innen auf der Bühne am 21.02.2020 in Hamburg. Mehrere Zehntausend Menschen stimmten ein und machten ihren Standpunkt gegen aufstrebende faschistische Tendenzen in Europa deutlich.

Genauso wie der erbitterte Kampf um Klimagerechtigkeit, sorgt auch die klare Haltung gegen „Rechts“ von FFF dafür, dass die Klimabewegung zu einem Feindbild der AfD und anderen reaktionären Kräften geworden ist, ob auf politischer Ebene in Parlamenten oder auf der Straße gegen irgendwelche Wutbürger. Jede FFF Ortsgruppe hat das schon erlebt, gerade in kleinen Städten ohne größere sympathisierende Subkulturen sehen sich die Aktivist*innen einer echten Gefahr gegenüber. FFF kämpft nicht nur für bestimmte Klimaziele, wie zum Beispiel die Einhaltung des Pariser Klimaabkommen, sondern setzt sich für Klimagerechtigkeit ein, mit dem Willen Klima- und Umweltschutz mit mehr globaler Gerechtigkeit zu verknüpfen. Für FFF heißt das, aktuelle Systeme zu kritisieren, zu ändern und die Politik dazu zu bringen, endlich auf die Wissenschaft zu hören. Was viele jugendliche Aktivist*innen aus der Bewegung klarmachen: Sie sind nicht nur Klimaaktivist*innen, sondern genauso Antifaschist*innen und Feminist*innen. Der Kampf um eine gerechtere Welt ist intersektional und vielschichtig.

Natürlich passen diese Werte und politischen Ziele nicht in die völkische Polit-Agenda der AfD und ihrer Verbündeten, auch weil die AfD den Klimawandel als globale Krise nicht wahrnimmt oder, je nach Gelegenheit, auch völlig leugnet. Es ist nicht allein das Wort „Ökofaschist*innen“, welches den FFF-Aktivist*innen an den Kopf geworfen wird, bei dem es einem kalt über den Rücken läuft. Schlimmer geht immer! In einem Viertel meiner Heimatstadt, unweit von meiner eigenen Tür entfernt, stand ein SUV mit einem großen Aufkleber „Kraft durch Feinstaub“. Dieser Spruch ist im Netz in verschiedensten Varianten als Merchandise zu kaufen. Angelehnt ist der Spruch an die Propaganda-Organisation „Kraft durch Freude“ der NSDAP, die das Ziel verfolgte, eine wirkliche Volks- und Leistungsgemeinschaft der Deutschen zu bilden. Wer nach der erstgenannten Diskreditierung der Klimabewegung, nicht schon vor lauter NS-Relativierung gekotzt hat, Der/Die tut es spätestens jetzt.

Mit Fridays for Future zusammen solidarisch gegen „Rechts“ zu stehen, sollte für alle selbstverständlich sein. Ebenso sollten wir wissen, dass CDU, SPD und FDP keine verlässlichen Partner*innen im Kampf um Klimagerechtigkeit sind.

 

Kämpfe verbinden – Antifaschismus und Klimaschutz gehen Hand in Hand.

 

Ich empfehle wärmstens die Links zum weiterlesen.

Hier sind ein Paar interessante Artikel zum weiterlesen:
1. https://taz.de/AfD-Angriffe-auf-Fridays-for-Future/!5666493/ AfD vs. FFF Erläuterung&Analyse des Konfliktes. 
2. https://www.volksverpetzer.de/schwer-verpetzt/gegen-fridaysforhubraum/ Hass gegen FFF aus dem Netz.
3. https://www.volksverpetzer.de/social-media/gretas-mutter-luge/
4. https://youtu.be/wkYwyDSuY3k SEHR SEHENSWERT! Doku über die FFF-Ortsgruppe Zwickau.

 

 

 

 

Kann man Nachhaltigkeit kaufen?

Wie oft stellen wir uns die Frage: Welches Produkt soll ich kaufen und unter welchen ökologischen und sozialen Bedingungen wurde dieses hergestellt? Billig oder teuer? Marke oder No-Name? Regional produziert oder globale Lieferketten? Können wir etwas Gutes tun, indem wir unseren Konsum verändern?

Fakt ist, dass heutzutage viele ihr Konsumverhalten sozial und ökologisch gerecht gestalten wollen. Unsere Möglichkeiten sind dahingehend auch unbegrenzt, wir finden für jedes konventionelle Produkt eine Bio/Fairtrade/Vegane-Alternative. „Politik mit dem Einkaufskorb“ so nennen viele diese Lebenseinstellung. Wir brauchen fairen und nachhaltigen Welthandel und es ist wichtig das zu unterstützen. Denn der Markt richtet sich nach den Konsument*innen, das heißt auch Nachhaltigkeit lässt sich kapitalistisch Vermarkten, also mit dem Ziel von Wachstum und Gewinn. Schwer vorstellbar das alles was grün gelabelt ist auch wirklich Nachhaltig ist.

Auch nachhaltig scheinende Produkte sind im Kapitalismus hergestellt. Die einen unter besseren Bedingungen und die anderen unter schlechteren. Das ist wichtig zu wissen für ein klimagerechtes Handeln. Der Kapitalismus schafft es, jegliche Wirtschafts- und Gesellschaftsform für sich zu gewinnen und der Kapitalismus ist ein Phänomen, welches durch Wachstum und Konkurrenz lebt. Doch Wachstum und Konkurrenz ist das, was dem Planeten und der Menschheit am meisten schadet. Jährlich verbrauchen wir weit mehr Ressourcen als der Planet in derselben Zeit reproduziert. An diesem Punkt ist es hervorragend, wenn alle die Möglichkeiten haben, sich zu bilden und nachhaltigen Konsum zu unterstützen, dies auch tun. Viele Umweltverbände, auch der BUND, haben das Thema „Konsum“ längst für sich entdeckt und werben immer wieder damit den eigenen Konsum zu überdenken. Die Kritik wird auch in einem angemessenen Rahmen laut. Doch muss diese Kritik alle Menschen mit einbeziehen, nicht nur die, die es sich leisten können Demeter Produkte zu kaufen. Eben diese Menschen werden leider zu oft vergessen. Nachhaltigkeit kostet nicht wenig Geld. Als kleines Beispiel: Für ein Biobrot werden gerne mal vier bis fünf Euro bezahlt, während das konventionelle Produkt nur die Hälfte kostet. Doch nicht nur Lebensmittel sind teurer, für Nachhaltigkeit muss man immer draufzahlen. Das heißt „Politik mit dem Einkaufskorb“ ist keine Sache, die man von allen erwarten kann, im Gegenteil es ist ein Privileg.

Die Forderung „System Change, not Climate Change“ wird auf der Straße mit Demonstrationen, Aktionen und Rebellion erkämpft  und in alternativen Ideen zu den bestehenden Verhältnissen gelebt. Wir brauchen diese Alternativen um zu verhindern, das sich der Kapitalismus als alternativlos darstellt. Denn das ist die Stärke dieses Systems.

Um die anfänglichen Fragen wieder aufzugreifen: Nein. Der Kapitalismus ist niemals klima- und sozialgerecht. Wir können höchstens Produkte kaufen, die besser sind als andere, besser in Form von: „nachhaltiger“, „fairer“ oder „regionaler“. Da dieses Privileg nur einem kleineren Teil der Menschheit vorbehalten ist, müssen wir dafür sorgen das Nachhaltigkeit nicht teuer oder eine „nice to have“ Option ist. Nachhaltigkeit bedeutet auch Gerechtigkeit. Die Frage was Gerechtigkeit ist beantworten nicht Politiker*innen, Kapitalist*innen oder andere Vertreter*innen der bestehenden Verhältnisse, sondern diejenigen, die unter der Abwesenheit von Gerechtigkeit leiden.